16. Gedenkstein mit Totenleuchte

Die 1949 aufgestellte Totenleuchte erinnert an Wilhelm Emmanuel von Ketteler und Josef Wirmer. Sie waren Schüler des Gymnasiums Marianum. Von Ketteler wurde im März 1938 in Wien von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes ermordet. Josef Wirmer war ein führender Kopf der Widerstandskämpfer, die am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler ausführten. Das Attentat scheiterte und die Verschwörer wurden hingerichtet. Unter ihnen Josef Wirmer am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee.

Josef Wirmer

* 19. März 1901 in Paderborn

† 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee

Herkunft und Familie

Josef Wirmer wurde am 19. März 1901 in Paderborn als zweites von fünf Geschwistern geboren. Sein Vater Anton Wirmer war Altphilologe und seit 1906 Direktor des Gymnasiums Marianum in Warburg. Seine Mutter Maria war eine geborene Varnhagen.

Josef Wirmer wuchs in Warburg auf und legte seine Reifeprüfung am Gymnasium Marianum ab. Nach seinem Abitur studierte er ab 1920 in Freiburg im Breisgau und später in Berlin Rechtswissenschaft. Währenddessen war Josef Wirmer in den Studentenverbindungen des Kartellverbands katholischer deutscher Studentenvereine aktiv. Nach Abschluss des Studiums, dem Bestehen des Referendarexamens 1924 und des Assessorexamens 1927 ließ er sich in Berlin als Rechtsanwalt nieder.

Josef Wirmer heiratete 1928 Hedwig geb. Preckel und hatte mit ihr die Kinder Johanna, Maria und Anton. Seit 1927 arbeitete Josef Wirmer als Rechtanwalt in Berlin. Er stand dem Rechtspositivismus kritisch gegenüber und bemaß den Menschen- und Naturrechten eine größere Bedeutung.

Er vertrat auch die Auffassung, dass Richter nur derjenige werden durfte, der sich zuvor fünf Jahre als freier Anwalt bewährt habe. Aufgrund seiner erfolgreichen Anwaltstätigkeit knüpfte er in Berlin ein weitverzweigtes Netzwerk.

Josef Wirmer der Politiker

Aufbauend auf seinen Tätigkeiten als Anwalt und seinen juristischen Prämissen engagierte sich Josef Wirmer in der Politik. Er schloss sich dem linken Flügel der Zentrumspartei an und setzte sich für eine Koalition zwischen Zentrumspartei und SPD ein. Nicht nur die Tagespolitik trieb ihn um, er setzte sich darüber hinaus mit grundsätzlichen Fragen der politischen Macht und Machtausübung in philosophisch-soziologischer Weise auseinander. Josef Wirmer kandidierte 1932 erfolglos für den preußischen Landtag und trat in dieser Zeit als Wahlkampfredner auch in Warburg auf.

Josef Wirmer der Widerstandskämpfer

Josef Wirmer stand den Nationalsozialisten gegenüber seit ihrer Machtergreifung 1933 in Opposition. Seine offenen politischen Aktivitäten endeten und er konzentrierte sich wieder stärker auf seine beruflichen Tätigkeiten.

Er vertrat als Anwalt erfolgreich Gegner des Regimes, wodurch er selbst in dessen Fokus geriet. Das hatte zur Folge, dass er aus dem Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund, dem berufsständischen Zusammenschluss von Rechtsanwälten, Staatsanwälten und Richtern, ausgeschlossen wurde.

Seit 1936 stand Josef Wirmer in Kontakt mit Jakob Kaiser, Wilhelm Leuschner und Max Habermann aus gewerkschaftlichen Widerstandskreisen. Bereits zu dieser Zeit verfasste er Denkschriften, in denen er sich mit der Wiederherstellung des Rechts und einer neuen deutschen Demokratie befasste. Zu einer Widerstandszelle im Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht um Hans Oster und Hans von Dohnanyi nahm Josef Wirmer 1938 Kontakt auf. Später stellte er die Verbindung zwischen dieser und der Gruppe von Kaiser, Leuschner und Habermann her.

Um 1940 hatte sich ein weiter Personenkreis unterschiedlicher Widerstandsrichtungen zusammengefunden. Neben dem militärischen und gewerkschaftlichen Widerstand auch Vertreter des katholischen Bürgertums und der SPD (von Harnack und Leber). Sie teilten Generaloberst Becks Einschätzung, dass der Krieg verloren gehen würde. Zu Carl Friedrich Goerdeler und seinem zivilen Widerstandskreis hatte Wirmer ab 1941 Kontakt.

In der Folge diente Josef Wirmers Haus regelmäßig als Ort konspirativer Treffen. Sehr wahrscheinlich war es Wirmers Verdienst, die Köpfe dieser heterogenen Strömungen zusammenzubringen und von der gemeinsamen Sache zu überzeugen. Die Vorstellungen über ein Deutschland nach Hitler und nach dem Umsturz reiften bei Geheimtreffen und in den Gesprächen dieser Widerstandsgruppen. Es wurden bereits erste Namen für wichtige Funktionen benannt. Josef Wirmer sollte das Amt des Justizministers bekleiden. Er entwarf sogar eine neue Nationalflagge, die sogenannte Wirmer-Flagge.

Spannungen und unterschiedliche Sichtweisen zwischen den Widerstandsgruppen blieben nicht aus. Immer wieder war es Josef Wirmer, der vor allem zwischen zivilem und militärischem Widerstand vermittelte. Josef Wirmer war von Anfang an ein Unterstützer der Stauffenberg’schen Attentatspläne, die am 20. Juli 1944 zur Ausführung kamen.

Verhaftung, Prozess und Hinrichtung

Der Umsturzversuch und das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterten. In der Folge fahndeten die NS-Sicherheitsbehörden nach den Verschwörern. Zunächst wurde Josef Wirmer nicht verhaftet und es bestand die Hoffnung, dass seine Beteiligung an den Umsturzplänen nicht aufgedeckt würde. Schließlich wurde Josef Wirmer jedoch am 4. August 1944 verhaftet. In einem Schauprozess wurde er vor dem Volksgerichtshofmit den übrigen Verschwörern verhört und zum Tode verurteilt. Während des Prozesses blieb er standhaft und entgegnete Richter Roland Freisler auf seine Anschuldigungen und Vorwürfe mutig.

Am 8. September 1944 wurde Josef Wirmer zum Tode verurteilt. Zwei Stunden nach der Urteilsverkündung wurde er mit einer Drahtschlinge in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Gedenken und Erinnerung

An mehreren Orten wird die Erinnerung an Josef Wirmer wachgehalten sowie seines Wirkens und Muts gedacht. In Warburg wurde die ehemalige Mittelstraße in Josef-Wirmer-Straße umbenannt. Auch in Berlin, Bonn und Düsseldorf wurden Straßen nach ihm benannt.

Eine Gedenktafel wurde 1988 an seinem Wohnhaus in der Holbeinstraße 56 in Berlin-Lichterfelde angebracht. An seinem letzten Wohnort, in der Dürerstraße 17 in Berlin-Lichterfelde, wurde Josef Wirmer zu Ehren ein Stolperstein verlegt.

Bereits 1949 entstand in Warburg auf dem Brüderkirchhof die Totenleuchte mit Gedenkstein für die beiden ehemaligen Schüler des Gymnasiums Marianum Josef Wirmer und Wilhelm Freiherr von Ketteler.

Josef Wirmer wurde 1999 als Glaubenszeuge in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.