Der Desenberg

Der Desenberg liegt 343,6 Meter über Normalhöhennull und überragt die Ebene der Warburger Börde um ca. 150 Meter. Von seiner Spitze haben Besuchenden einen Panoramablick über die umliegende Landschaft im Südosten des Kreises Höxter an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Der heute ruhige Berg entstand als Ausläufer eines sehr großen Vulkans, der 100 km südlich seinen Ursprung hat und zwischen 19 und 9 Millionen Jahren vor unserer Zeit aktiv war. Der Desenberg selbst brach allerdings nicht aus, sondern entwickelte sich aus erstarrter Magma im Erdmantel. Erst durch Wind und Wetter wurde der Basaltschlot im Laufe der Zeit freigelegt und erhielt seine heutige Form.

Umgeben von Ackerflächen bildet er mit seinen kargen Böden vielen Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum. Im Frühsommer paaren sich am Desenberg beispielsweise die Schwalbenschwänze, eine selten gewordene Schmetterlingsart. Obstbäume, Magerweiden, Halbtrockenrasen, Felsen und Geröllfelder bieten auf kleiner Fläche ganz unterschiedliche Lebensräume für viele Blühpflanzen, Insekten, Eidechsen und Vögel. Aber nicht nur für Pflanzen und Tiere bieten der Desenberg und seine Umgebung optimale Lebensverhältnisse. Schon die frühen Bauern und Bäuerinnen erkannten im 6. Jahrtausend vor Christus die Vorteile der fruchtbaren Böden rund um den Basaltkegel und siedelten sich in der Umgebung an.

Der Desenberg erhebt sich somit in einer reichen neolithischen Fundlandschaft, in der sich zahlreiche jungsteinzeitliche Siedlungen, Erdwerke und Großsteingräber konzentrieren. Archäologische Funde aus der Gegend rund um den Berg führen zu immer neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die frühe Menschheitsgeschichte. Damit bietet der Ankerpunkt Desenberg eine einzigartige Möglichkeit, die Jungsteinzeit in Ostwestfalen-Lippe auf wissenschaftlichen Grundlagen touristisch erlebbar zu machen.

Sagen vom Desenberg

Der Kampf mit den Drachen

Am Fuße des Desenberges hauste vor langer Zeit ein Drache. In den Büschen und im Dornengestrüpp hielt er sich verborgen. Kamen Menschen oder auch Tiere in die Nähe seines Versteckes, so stürzte er hervor und fraß sie auf. Schon mancher tapfere Mann war ausgezogen, um den Drachen zu töten, aber keiner war zurückgekommen. Bald wagte niemand mehr, am Desenberg vorbeizugehen. Da ließ Kaiser Karl der Große bekanntmachen:

„Wer den Drachen am Desenberg tötet, dem schenke ich das Land rings um und oben auf dem Desenberge lasse ich ihm eine Burg bauen.“

Es meldete sich ein junger Ritter. Er ließ sich von einem tüchtigen Schmied Lanze, Schwert und Schild machen. In den Schild ließ er drei Spiegel setzen.

So ausgerüstet ritt er bis an den Desenberg. Er stieg vom Pferd und begab sich an die Stelle, wo der Drache hauste. Als dieser den Ritter vernahm, stürzte er aus seinem Versteck. Er riss das Maul gewaltig weit auf, Feuer und Rauch drangen aus seinem Rachen. Der Ritter hielt den Schild vor sich, um geschützt zu sein. Da erblickte der Drache in den drei Spiegeln sein Bild. Er meinte, er würde von drei Drachen angegriffen. Da zauderte er einen Augenblick. Diese Gelegenheit nutzte der Ritter und stieß mit so großer Kraft seine Lanze in den Schlund des Drachen, dass sie bis in die Erde drang und das Untier am Boden festspießte. Dann zog er sein Schwert und versetzte ihm mehrere Hiebe in die Flanken. Der Drache brüllte fürchterlich, bäumte sich auf und verendete.

Die Nachricht von dem Tode des Drachen verbreitete sich sehr schnell. Als der Ritter sich beim Kaiser meldete, hielt dieser sein Versprechen und schenkte ihm das Land rings um den Desenberg.

Auf dem Gipfel des Berges ließ er eine Burg bauen. Der Ritter nannte sich von diesem Tag an „von Spiegel“ und führte drei Spiegel im Wappen.

Kaiser Karl der Große im Desenberg

Tief im Desenberg sitzt der Kaiser mit seinen Rittern und ruht sich von seinen Siegen aus. Sein langer Bart ist durch den Tisch gewachsen. Oft fragt er die Zwerge, die um ihn versammelt sind, nach der Jahreszahl. Wenn die Zeit gekommen ist, will er mit seinen Heerführern aus dem Berg hinausgehen, um das große Kaiserreich wiederherzustellen.
Hirten, die am Desenberg ihr Vieh hüteten, sind oft beim Kaiser gewesen. Mit einer Springwurzel schlossen sie den Berg auf. Manchmal haben sie ihm ihre schönsten Lieder vorgeflötet und sind reichlich beschenkt worden. Ein Bäcker aus Warburg hat einmal dem Kaiser ein Körbchen voll Weißbrot gebracht und erhielt dafür reichen Lohn.

Ritter Bruno

Vor vielen hundert Jahre lebte auf dem Desenberge der Ritter Bruno. Er war der Herr des Desenberger Landes. Wegen seiner bösen Taten wurde er überall gefürchtet und gehasst. Er verheerte die Felder und überfiel Bauern und Kaufleute, die nach Warburg fuhren oder vom Markte kamen.

Eines Tages trat ein Mönch aus dem Warburger Dominikanerkloster in seine Burg und hielt dem Ritter sein Unrecht vor. Dieser aber verspottete den Pater, der deshalb in sein Kloster zurückkehrte. Kurze Zeit nachher ließ Ritter Bruno durch seinen Knappen den Mönch bitten, er möge ihm die Sterbesakramente bringen. In Wirklichkeit aber war der Ritter nicht krank, sondern er hatte den ahnungslosen Mönch herbeigelockt, um ihn zu töten. Mit seiner Lanze erstach der falsche Raubritter den alten Pater. In demselben Augenblick jedoch ereilte ihn Gottes Strafe. Ein Blitzstrahl fuhr vom Himmel hernieder und zerstörte die Burg. Der Ritter wurde von einem schweren Steine zerschmettert und von Flammen verzehrt. Seit jener Zeit steht nur noch eine Ruine auf dem Berge und nachts, wenn Wald und Flur ringsum in süßem Frieden schlummern, muss Brunos böser Geist dort oben ruhelos umherirren.